Tintenfass-Preis 2020
Laudatio
"Emsiges Ringen führt zum Gelingen!"
Das ist der Leitspruch in einem hundertjährigen Berner Zeugnisbüchlein. Historiker und Historikerinnen kennen das Ringen um neue Erkenntnisse und so wird der erste Tintenfasspreis an Dr. Peter Metz verliehen.
Peter Metz hat das Bündner Primarlehrerpatent erworben, Pädagogik, Philosophie und Psychologie studiert – auch am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bern – und 1991 promoviert. Neben seiner Dozenten-Tätigkeit an verschiedenen Schweizerischen Pädagogischen Hochschulen hat Peter Metz in intensiv-detektivischer, zeitraubender Quellenarbeit profunde neue Erkenntnisse zum "Auf- und Ausbau des Schweizer Schulwesens" zusammengetragen und veröffentlicht.
Exklusiv für Gönnerinnen und Gönner
Die junge Künstlerin Ana Filipovic hat den preisgekrönten Text bildnerisch umgesetzt. Von ihrem Werk gibt es 12 farblich individuelle Originale. Ein Original erhält der Gewinner des Tintenfasspreises 2020, die anderen 11 Originale sind käuflich. Das Angebot richtet sich exklusiv an unsere Gönnerinnen und Gönner sowie an Privatpersonen und Firmen, die das Schulmuseum Bern unterstützen und gerne Gönnerin oder Gönner werden möchten.
1 Original + 1 Mitgliedschaft 2021/2022
für Privatpersonen: CHF 700.-
für Firmen: CHF 1‘400.-
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Serie Tintenfass 2020
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Seit 1999 hat er in verschiedenen Projekten über allgemeinbildende Schweizerische Mittelschulen geforscht. Die differenzierten, systematisch übersichtlichen Ergebnisse dieser umfangreichen Forschung können wir nun in der Publikation Schulen auf besonnter Höhe nachverfolgen. Peter Metz fokussiert in diesem Buch auf private alpine Mittelschulen, die zwischen 1875 und 1950 ohne staatliche oder kirchliche Trägerschaft gegründet wurden und teilweise bis heute bestehen. Es ist eine bildungshistorische Langzeituntersuchung, die aufzeigt, was Geschichte leisten kann und dass "erst die Entwicklungsgeschichte einer Erscheinung" uns in "ihr Wesen" einzuführen vermag. So dient auch diese bildungshistorische Darstellung nicht dem Gestern, sondern "durch das Gestern dem Heute und Morgen".[1] Peter Metz zeigt auf, wie diese Geschichte – ganz unglamourös – in einer Phase der Erstarrung des öffentlichen Schulsystems mit reformpädagogischem Pioniergeist und innovativen Schulgründungen im Schweizerischen Unterland begonnen hat. Im Zuge der allgemeinen Lebensreformbewegung um 1900 und mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs erhielten beschauliche Bergdörfer einen Bahnanschluss und so wurden Schulfilialen "auf besonnter Höhe" realisiert, die sich zusätzlich als Katalysator für den Tourismus erweisen sollten.
Wie unterhaltsam so ein Blick in die Vergangenheit sein und
unsere Sicht auf gegenwärtige Dinge erweiterten kann, zeigt
auch das eingereichte preisgekrönte Kapitel, in dem Peter
Metz eine ehemalige private Berner Schule, das Töchterinstitut
Elfenau in der Stadt Bern aufleben lässt. Minutiös rekonstruiert er den Zeitgeist, spürt der Gründungsidee nach und beschreibt den Schulalltag der jungen Frauen aus wohlhabend bürgerlichem Haus, die an dieser Institution den letzten Schliff für ein Leben in guter Gesellschaft erhalten. Als kritischer Deutschlehrer und Vorsteher an einer öffentlich städtischen Schule baute Kaspar Fischer für seine siebenköpfige Familie eine stattliche Landvilla – heute befindet sich darin ein Altersheim für demenzkranke Menschen – im Diplomatenquartier der Stadt. In diesem komfortablen Haus eröffnete Kaspar Fischer mit seiner Genfer Frau Louise Fischer-Chevallier 1915/16 besagtes Töchterinstitut. 1922 wurde "auf besonnter Höhe" von Grindelwald eine Sommerfiliale eröffnet. Die Gattin führte das Institut, die fünf Buben genossen ein reformpädagogisch stimmiges Familienleben – auch der Vater unterrichtete neben seiner Tätigkeit an der Töchterhandelsschule in Bern noch am Institut –, wobei die Persönlichkeit der Mutter und eigenständig umsichtigen Directrice nur bedingt mit dem traditionell geschlechterspezifischen Erziehungskonzept der jungen Frauen übereinstimmte. Der zweite Weltkrieg und das Ausbleiben ausländischer Kundschaft bewirkte die Schliessung vieler privater Bildungsangebote, so auch des Töchterinstituts in der Elfenau.
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[1] Lehrpläne für den Heimat- und Geschichtsunterricht der Primarschulen des Kantons Bern, 1919.
[2] Metz, 2019, Schulen auf besonnter Höhe, S. 118.
Das Schulmuseum Bern würdigt mit dem kleinen Anerkennungspreis Tintenfass das Werk von Peter Metz, der zwar keine Schule gegründet hat, der aber Pläne entwirft, wie man Forschungslücken schliesst – in diesem Sinn könnte das Zitat, das er dem Schulgründer des heute noch existierenden Instituts Montana widmet, sicher auch für ihn gelten: "Ideen sind da, um verwirklicht zu werden. Da blitzt im Gehirn eines Menschen ein Gedanke auf, eine Vorstellung, gewinnt Farbe und Gestalt, […] wird schliesslich zur fixen Idee, die den Menschen vollständig beherrscht und von der es nur eine Erlösung gibt: Umsetzung in die Tat"[2]. Wir freuen uns auf weitere (Berner) Schul-Geschichten, Peter Metz.
Elfenau im März 2021, Katharina Kellerhals